Wenn Hunde leiden und keiner merkt es

Warum Schmerzen oft unerkannt bleiben

Viele Hunde leiden – und ihre Menschen wissen es nicht. Denn: Hunde zeigen Schmerzen nicht so deutlich wie wir Menschen. Sie jammern selten, sie klagen nicht, sie „funktionieren“ weiter – oft erstaunlich lange. Und genau das macht es so gefährlich.

Warum Hunde Schmerzen verstecken

Hunde sind Meister im Aushalten. Das hat evolutionäre Gründe: In freier Wildbahn würde ein Tier, das Schmerzen zeigt, als schwach gelten – eine leichte Beute. 

Also versuchen Hunde, trotz Unwohlsein „normal“ zu wirken. Sie passen sich an, sie laufen weiter, sie „verhalten sich halt ein bisschen ruhiger“ – und das fällt oft erst auf, wenn der Leidensdruck schon sehr hoch ist.

❗ Häufig übersehene Schmerzzeichen
Viele Anzeichen werden im Alltag nicht als Schmerzen erkannt. Achte auf folgende Veränderungen:

  • Dein Hund schläft plötzlich mehr oder wirkt „lustlos“
  • Er geht langsamer, vermeidet Treppen oder Springen
  • Plötzliche Unruhe, Hecheln oder Positionswechsel
  • Er will nicht mehr gestreichelt oder berührt werden
  • Veränderung beim Fressen, Trinken oder Putzen
  • Knurren oder Rückzug bei bestimmten Berührungen
  • Zittern, Lecken an bestimmten Körperstellen
  • Plötzliche "Verhaltensprobleme", die vorher nicht da waren

Wichtig: Auch ganz subtile Veränderungen im Verhalten, Bewegungsbild oder der Stimmung können Hinweise auf Schmerzen sein.

Schmerz macht etwas mit der Psyche
Ein Hund mit chronischen Schmerzen zeigt oft nicht nur körperliche Einschränkungen, sondern auch Verhaltensänderungen: Er wird gereizter, zieht sich zurück, ist unsicher oder reagiert über – etwa bei Begegnungen, Berührungen oder Trainingseinheiten.

Das führt leider häufig zu Missverständnissen. Statt an Schmerzen zu denken, wird das Verhalten als „ungehorsam“, „stur“ oder „unsicher“ gedeutet – und mit falschem Training sogar verschlimmert.

Was du tun kannst
Beobachte deinen Hund genau. Schon kleine Veränderungen können viel bedeuten.

Zögere nicht, bei Verdacht tierärztlich abklären zu lassen. Ein gründlicher Check (auch mit Röntgen oder Ultraschall) ist oft entscheidend.

Vertraue deinem Gefühl. Du kennst deinen Hund – wenn du spürst, „etwas ist anders“, nimm das ernst.

Sorge für körperliche und emotionale Entlastung. Schmerzfreiheit ist die Voraussetzung für gutes Training, Bindung und Vertrauen.

❤️ Fazit: Wer hinsieht, schützt
Nur weil ein Hund nicht schreit, heißt das nicht, dass er keine Schmerzen hat. Wer hinschaut, hinhört und seinen Hund ernst nimmt, kann viel Leid verhindern – und Lebensqualität schenken.

Martin Lindhof