Das kann ich meinem Hund nicht antun!
Menschen lassen sich von ihren Hunden einschränken. Der Hund bestimmt ihren Alltag. Sie erfinden viele Ausreden, warum ihr Hund sich so und nicht anders benimmt.
Menschen lassen sich von ihren eigenen Hunden anknurren und manchmal sogar beißen. Trotzdem haben sie noch Verständnis und natürlich eine Begründung, warum der Hund gerade tut, was er tut.
Das Verhalten des Hundes wird verniedlicht. Er kann sich gerade nicht setzen, weil das Gras nass ist, der Wind von Osten kommt, es zu kalt, zu heiß ist oder die Leckerchen ausgegangen sind.
Menschen haben kein Problem ihre Hunde zu belohnen, zu locken und zu füttern.
Doch schaffen sie es nicht „Nein“ zu sagen. Sie schlagen ihrem Hund keinen Wunsch ab.
Wenn Fiffi zu dem anderen Hund laufen möchte, dann darf er das natürlich. Wenn Fiffi den Besuch überschwänglich begrüßt und als erstes an der Haustür steht, ist das kein Problem. Fiffi darf stalken und sich überall dort im Haus bewegen, wo sich der Mensch aufhält. Zur Ruhe kommt er selten – immer auf dem Sprung seinen Menschen auf Schritt und Tritt zu verfolgen.
Draußen hingegen ist es der Mensch, der seinen Hund verfolgt – nämlich von einem Blümchen zum nächsten oder in den Bach, weil er schließlich immer dort hineingeht oder zu einem anderen Hund, denn es ist doch toll, wenn Fiffi viele Freunde hat und sein Sozialverhalten ausleben kann.
Doch reagiert der Hund auf den Rückruf oder führt ein Kommando aus, wenn der Mensch es möchte? FEHLANZEIGE!
Der Mensch lässt sich von seinem Hund manipulieren und merkt es noch nicht einmal. Für ein Leckerchen tut der Hund alles…wenn nicht gerade andere Dinge für ihn wichtiger sind, z.B. eine Katze, ein Hase oder ein anderer Hund in der Nähe ist. Für den Menschen tut der Hund fast nichts. „Aber das ist ja auch logisch, schließlich arbeiten wir auch nur gegen Bezahlung.“
Doch könnte die Bezahlung nicht auch in freier Kost und Logis erfolgen? Oder eine Bezahlung in Form von Auslauf, Bewegung und Beschäftigung? In Form von Körpernähe und Streicheleinheiten?
Warum muss jedes Verhalten des Hundes bis ins kleinste Detail analysiert werden? Warum kann sich der Hund nicht einfach nur setzen, weil er das Kommando Sitz gelernt hat und es ausführen soll, wenn der Mensch es einfordert? Warum muss er immer noch gelockt oder bestochen werden für die einfachsten Dinge? Wo ist die Persönlichkeit des Menschen geblieben?
Ich helfe meinen Kunden sehr gern – doch manchmal bin ich hilflos. Hilflos gegenüber einem Trend, der Erziehung und Verbindlichkeiten für überflüssig hält.
Ich finde das sehr schade und manchmal macht es mich traurig. Ich sehe mich als Vermittlerin und Fürsprecherin für das Team Mensch/Hund. Doch manchmal kann ich nicht helfen…
Ich sehe, wo Grenzenlosigkeit hinführen kann. Wenn es richtig schlecht läuft direkt ins Tierheim und für den Menschen zum Arzt. Ich sehe gestresste Hunde, die mangels Erziehung auf sich selbst gestellt sind und den Alltag regeln. Durch permanenten Stress können sich Allergien, Verdauungsprobleme und einige andere Krankheiten einstellen.
All das, weil die Menschen nicht in der Lage sind einfache Regeln zu etablieren oder sich mal durchzusetzen.
Der Hund soll seine Freiheiten haben, er soll glücklich sein. Liebe lässt sich jedoch nicht kaufen und nicht herbeifüttern. Aber das ist bei Beziehungen unter Menschen auch nicht anders.
Marion