Hündin oder Rüde?

Wie oft höre ich die Frage: „Hündin oder Rüde?“ oder „Dürfen die mal spielen?“

„Nein, dürfen die nicht!“ Wozu auch? Wem hilft das weiter?

Natürlich ist es schön, wenn Hund ein paar gute Hundekumpels hat und sich hin und wieder mit ihnen zu einem ausgelassenen Spiel trifft.

Sozialkontakte sind für Hunde ebenso wichtig, wie für uns Menschen. Ein ausgewogenes Spiel findet in der Regel immer erst statt, wenn sich die Sozialpartner gut kennen und wissen, wie der andere tickt. Dann wird gerannt und gerangelt und jeder Hund nimmt einmal die Stelle des Gejagten und des Jägers ein.

Hunde, die sich nicht kennen, testen zunächst aus. Oft kann man eine wilde Hatz beobachten, bei der der Gejagte den Kürzeren zieht und verständlicherweise bald keine Lust mehr auf weitere Hundebegegnungen hat.

 

Oder es findet zunächst erstmal ein ordentliches Gerangel statt und die Positionen werden im günstigsten Fall ohne Blutvergießen geklärt.

Also noch einmal: Warum sollten Hunde beim Gassi zu fremden Hunden Kontakt aufnehmen? Was lernt mein Hund dabei?

Genau: Er lernt, dass wir seinen Impulsen nachgeben und er lernt, dass er sich nicht zurücknehmen muss. Ähnlich wie ein Kind in der Quengelzone im Supermarkt. Wenn wir unserem kleinen Spross jedes Mal erliegen und ihm ein Bonbon gönnen, wird es schwer, wenn wir mal nicht genug Geld dabeihaben.

Es ist schön und wichtig, dass Hunde ein paar gute Kumpels haben. Wenn wir die Absicht haben, dass sich die Hunde öfter treffen, lohnt sich eine Kontaktaufnahme. Es bietet sich ein ruhiger Spaziergang an, bei dem die Hunde zunächst keinen direkten Kontakt aufnehmen, sondern einfach nur gechillt nebeneinander herlaufen. Ist die Stimmung entspannt, können sie Kontakt aufnehmen. Dann hat der Hundebesitzer gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sein Hund hat gelernt, sich zurückzunehmen, seinen Impulsen nicht sofort nachzugeben und hat einen angemessenen Sozialkontakt für die Zukunft. Natürlich kann es auch bei dieser Art der Begegnung zu Auseinandersetzungen kommen aber die Wahrscheinlichkeit ist zumindest minimiert.

Für meinen Rüden bedeutet jede neue Hundebegegnung zunächst Stress. Er ist bei der Erstbegegnung immer unsicher, obwohl er im Hundehotel lebt und sehr gut sozialisiert ist. Ich möchte nicht, dass er Kontakt zu anderen Hunden beim Gassi aufnimmt. Ich möchte, dass er entspannt ist, sich hinter mir verstecken kann und mir vertraut.

Ich empfinde es als despektierlich, wenn uns Hunde freilaufend entgegenkommen und die Besitzer meiner Aufforderung nicht nachkommen, ihren Hund zurückzurufen, geschweige denn anzuleinen. Leider passiert das immer wieder und ich unterstelle einmal, dass es auf Unwissenheit und nicht Boshaftigkeit basiert.

Das Leben könnte so einfach und relaxed sein, wenn sich alle an die Regeln halten würden…

Herzlichst

Marion