Schau! Click! Pfui! Fein! Keks….
Dieser Text ist nicht von mir. Er wurde von Maren Grote geschrieben. Ich übernehme ihn gern und habe nichts hinzuzufügen. Nur so kann die Orientierung am Menschen funktionieren!
"Der Hund läuft neben Frauchen, dreht den Kopf nach oben und himmelt sie an. Verliebt starrt er in ihr Gesicht, alles andere ist unwichtig, tänzelnd geht er an allem vorbei. Frauchen ist die Beste! … oder?
Ich erlebe in letzter Zeit immer häufiger, wie Menschen versuchen über Dressurkommandos einen vermeintlichen Kontakt zu ihrem Hund herzustellen.
Mit viel Liebe und vor allem viel Leckerchen wird dem Hund das Kunststück beigebracht ins Gesicht des Menschen zu gucken. Alles was der Hund dabei denkt ist aber: wann kommt der Keks?
Nix Liebe! Gier!
Ein echter Kontakt, ein ansehen, hinsehen und gesehen werden kann nicht über ein Kunststück abgerufen werden. Es wird zu einer leeren Hülle, die dem Menschen vorgaukelt, der Hund würde sie beachten.
Oft höre ich von meinen Kunden:innen: ich bin ihm völlig gleichgültig, er schaut mich gar nicht an!
Wenn wir dann aber umdrehen und die Richtung stumm wechseln, kommt der Hund wie an der Schnur gezogen mit. Ohne ein einziges Mal in unser Gesicht zu sehen, mit einem winzigen Seitenblick, einem zurückgeklappten Ohr, horcht und schaut er kurz, was wir tun und orientiert sich an uns.
Bei der Leinenführigkeit geht er neben seinem Fauchen, schaut auf den Fußboden und macht doch fast synchron jeden Schritt mit ihr. Jeden Tempowechsel macht er mit, orientiert sich an den Füßen, den Waden, oder dem Geräusch, dass die Füße am Boden machen.
Manche Hunde schauen auch immer wieder zwischendurch ins Gesicht des Menschen, ein kurzer, freundlicher Blick, um nachzufragen, wie die Stimmung ist. Ein kurzer freundlicher Blick des Menschen zurück löst ein minimales Schwanzwedeln aus. Alles nur innerhalb einer Sekunde. Kommunikation. Manchmal auch ganz ohne Blicke.
Das ist Orientierung am Menschen und umgekehrt. Aufeinander achten und den Anderen mit im Kopf haben und ihn nicht einfach andressiert anstarren wie ein Stück Sahnetorte.
Wer schaut, der sieht noch lange nicht hin. Und wer nicht hinsieht, der kann trotzdem ein Kunststück aufführen.
Manchmal reicht so ein kleines Kunststück ja zum Ablenken.
Wer die Sahnetorte anstarrt hat eben keine Zeit gleichzeitig den Erzfeind anzustarren. Das Problem wird damit zwar nur gekonnt umschifft und nicht behoben, aber wer´s mag, kann es machen.
Als Ausdruck oder Lösung für den Wunsch nach Interesse an mir als Besitzer:in tut es aber nichts.
Oft sah ich schon Tränen in den Augen der Menschen, die nach Jahren des Dressierens plötzlich erfahren haben, wie es ist, wirklich im Kontakt mit ihrem Hund etwas zu machen. Wie erfüllt und gerührt sie waren, weil sie in dem Moment, in dem sie bekamen, was sie sich immer gewünscht hatten, merkten, wie sinnlos der Versuch war, das über einstudierte Bewegungsmuster zu bekommen.
Wenn all das Dessieren, das „Nein!“ und „Fein!“ und „Leckerlie rein“ zu einem stillen, achtsamen Miteinander wurde und zu wirklicher Kommunikation, in der beide Parteien miteinander, ganz ohne Worte reden, antworten.
Wenn ein Blick auf einmal vom Hund selbst gewählt und ein echter Blick war und kein eingefordertes Kunststück mehr.
Ich erinnere mich noch gut, als ich dieses Gefühl selbst kennen gelernt habe. Und diese Innigkeit möchte ich nie mehr missen!
Wenn ich heute sehen, wie jemand versucht alles über Befehle, Kunststücke und permanentes Dressieren zu lösen, dass der Hund sich um ihn kümmert und dabei neben dem Hund und seinem Bedürfnis nach Kommunikation her“kekst“, dann empfinde ich nur Traurigkeit darüber, was den beiden verschlossen bleibt.
Und wenn dann jemand behauptet, das sei die nette Form einen Hund zu erziehen, dann empfinde ich Wut. Wut über diese Missachtung der sozialen Fähigkeiten der Hunde und Wut darüber, dass sie abgerichtet werden wie kleine Zirkusponys.
Dass ihnen ein echter Kontakt und echte Kommunikation aus Konflikten, Liebe, Akzeptanz und gleichberechtigter Interaktion vorenthalten wird und sie stattdessen wie kleine Konditionierungsmaschinchen in abstruse Positionen dressiert werden, um als Mensch nicht im Sozialkontakt kommunizieren zu müssen.
Das bedarf nämlich viel mehr an Entwicklung, Selbstreflexion und Bewusstsein, als eine Tüte Fleischwurst und eine Fibel aus Dressurvokabeln. Sich diese Mühe zu machen, das ist nett. Sich situativ damit zu beschäftigen, was angebracht ist und was nicht, das ist nett. Klar auszudrücken, was man möchte und was nicht, das ist nett. Das ist Achtung, Respekt und bedarf Arbeit an sich selbst und seinen eigenen Fähigkeiten.
Wer diesen Weg einmal eingeschlagen hat, der will nicht mehr zurück. Wer diese Innigkeit mit seinem Hund erlebt hat, der versteht was ich meine. Wer dieses wirkliche Ansehen, sich verstanden fühlen und verständlich machen kennengelernt hat, der erlebt eine neue Tiefe der Freundschaft.
Weißt Du was ich meine?....."