Mein kleiner Drecksack - 2. Kapitel
Aufregende Welpenzeit
Nichts war so, wie ich es mir erträumt hatte. Nur in meiner Fantasie hatte ich einen fröhlichen und lebendigen Beagle, der sich freut, wenn ich nach Hause komme. Einen Hund, der mich tröstet, wenn ich traurig bin und der mit mir durch dick und dünn geht.
Monti schlief von Anfang an sehr viel. Das ist ja grundsätzlich nicht schlecht und spricht für einen entspannten Charakter. Doch hätte ich mir gewünscht, dass er zumindest hochschaut, wenn ich zur Tür hereinkomme oder einen klitzekleinen Ansatz von Freude zeigt, wenn er mich sieht. Nichts traf zu. Der kleine Kerl verschlief Kindergeburtstage und schnarchte lautstark, wenn wir Besuch hatten. Er war eine Schlaftablette durch und durch. Andere Hunde, Spielzeug und Trockenfutter interessierten ihn nicht. Er lebte im Energiesparmodus und sammelte seine Kräfte für den großen Moment.
Es war schwer ihm etwas beizubringen, denn er hatte überhaupt keine Lust, mit mir zusammen zu arbeiten.
Als er 10 Wochen alt war, fuhren wir das erste Mal zur Hundeschule, um am Welpenkurs teilzunehmen. Mein Hundetrainer sagte schon nach kurzer Zeit, dass er noch nie so einen langweiligen und phlegmatischen Welpen gesehen hatte. Was für ein Kompliment. Das machte es für mich nicht einfacher.
Ich nahm Monti mit zu meinem Pferd. Verständlicherweise duldete ich es nicht, dass er auf die Pferdekoppel lief. Zum einen war die Weide mit Stromlitzen umzäunt und zum anderen bestand für den kleinen Welpen große Gefahr, wenn die Herde zu galoppieren begann. Leichter gesagt als getan. Der kleine Kerl wurde drei Mal, kurz hintereinander, von der Stromlitze getroffen, schrie kurz auf und trabte weiter auf die Koppel. Er war überhaupt nicht einsichtig und nahm die Schmerzen in Kauf, um sein Ziel zu erreichen. Nun musste ich ihn anbinden, obwohl ein riesiger Hof zum Entdecken zur Verfügung stand. Wieso ließ er sich noch nicht einmal von einem Stromschlag abhalten? Das waren doch Schmerzen!
Zumindest wusste ich jetzt, dass es mit ihm nicht leicht werden wird. Druck und Strafe waren ihm einerlei. Ich war von nun an darauf bedacht, schlauer zu sein als er.
Ich meldete mich zu einem 4-wöchigen Clicker-Kurs an. Monti bekam sein Futter nur noch draußen und ich versuchte viel, um ihn zu einer Zusammenarbeit mit mir zu motivieren.
Als er 5 Monate alt war, nahm er zum ersten Mal eine Fährte auf und verschwand blitzschnell und mit Geschrei. Eine Stunde später stand das Auto des Jagdpächters in unserer Einfahrt und auf dem Vordersitz…na wer wohl? Der Jäger war begeistert und erklärte, dass er noch nie einen so jungen Hund gesehen hatte, der so sauber und korrekt eine Spur ausarbeitet. Ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte.
Ich clickerte mehr mit ihm, denn das schien, wenn auch langsamer als bei den anderen Kursteilnehmern, zu funzen. Außerdem versuchten wir uns im Fährtentraining. Wurst-, Pansen- und Leckerchenfährten…menschliche Spurensuche. Monti war mittelmäßig interessiert. Genau wie bei allen anderen Dingen.
Schließlich schaffte ich es doch, dass er seinen Fokus mehr und mehr auf mich lenkte. Kunststückchen führte er begeistert vor, lernte Skateboardfahren, Gummitwist und Dogdance zu langsamem Melodien. Das Fährtentraining war eine Abwechslung und er begann sogar zu apportieren.
Im Haus zerstörte er viel. Er fraß unsere Holztreppe an, kratzte Tapeten von der Wand, schlachtete Kissen und nuckelte an unseren Sesseln. Mindestens einmal pro Woche war er für eine Überraschung gut, wenn er ausnahmsweise nicht schlief. Auf Dauer wurde mir das zu teuer und so kaufte ich einen Zimmercannel. Endlich war Ruhe. Ich musste den kleinen Kerl auch gar nicht daran gewöhnen. Er legte sich einfach rein und schlief – wunderbar. Immer wenn ich das Haus verließ, schloss ich seine Tür und er konnte nichts mehr anstellen.
Sein Jagdtrieb und die Lust auf Wildfährten konnte ich mit alternativer Beschäftigung nicht im Zaum halten. Doch diese Geschichte und wie wir die Begleithundeprüfung im Schäferhundeverein meisterten, erzähle ich im nächsten Kapitel.
Marion Lindhof