Der Sonntag ist mir HEILIG!

Sonntag ist Ruhetag. Sonntags darf nicht gearbeitet werden. Der Sonntag dient einzig und allein der Erholung. Für mich, als waschechten Beagle, heißt das ausschlafen, fressen, kurz in den Garten und einen dicken Haufen machen, weiterschlafen. Als Beagle muss ich energiesparend durch den Tag gehen. Ich sammle meine Kräfte sozusagen für den großen Moment.

Doch die Frau versteht das nicht. Sie steht gut gelaunt vor meinem Körbchen und ruft meinen Namen. Ich schlafe. Sieht sie das denn nicht? Ich habe die Augen fest verschlossen, atme ruhig und gleichmäßig. Warum weckt sie mich schon wieder? Es ist 9.00 h morgens und ich höre den Regen gegen die Fensterscheiben klatschen. Mir wird ganz übel, wenn ich daran denke, dass ich da raus soll.

Ich reagiere am besten überhaupt nicht,doch sie hört einfach nicht auf. Aus dem sanften Streicheln und Säuseln wird ein Knuffen und ihre Stimme wird schriller. Ich wage ein kleines Linzen und öffne ganz leicht mein linkes Auge. Ach herrje…sie ist bereits in voller Montur. Wanderstiefel, Gummihose, Regenjacke und Hut. So ein Mist. Ich weiß, dass sie nicht lockerlassen wird. Also stehe ich langsam auf. Gähnen und Strecken ist wichtig, damit der Kreislauf in Schwung kommt. Da darf Beagle auch nichts überstürzen. Meine große Freundin steht bereits an der Haustür und kann es kaum abwarten, dass es endlich losgeht. Warum muss ich gerade mit einem Labrador zusammenleben? Sie ist ein absoluter Musterhund und macht immer alles richtig. Sie ist ein Schleimscheißer. Doch irgendwie mag ich sie trotzdem.

Ich wage einen Schritt aus dem Körbchen und mein erster Blick fällt in die Küche. Rieche ich etwa frische Brötchen? Plötzlich sind meine Sinne hellwach und mit einem beherzten Sprung versuche ich dem Wohlgeruch ein wenig näher zu kommen. Ich lande genau vor den Füßen von Herrchen. Das heißt wohl Gassi gehen, ohne Wenn und Aber. Ich sollte meine Taktik mal überdenken.

Die Frau winkt schon mit dem Halsband. Ich füge mich in mein Schicksal. Einen Ausweg scheint es nicht zu geben. Hey Leute! Heute ist Sonntag! Was soll das?

Ehe ich mich versehe, stehen wir draußen vor der Tür. Sturm, Regen, eisige Kälte. Der Labrador ist in seinem Element. Ich bringe meine Abscheu und meinen Widerwillen zum Ausdruck und mache mich ganz steif. Meine Beine sind bewegungsunfähig, doch die Frau scheint das nicht zu sehen. Sie zieht mich einfach weiter. Jetzt versuche ich ein Humpeln anzudeuten und ziehe mein linkes Hinterbein hoch in die Luft. Ganz schön anstrengend auf drei Beinen. Zwecklos! Die Frau schlägt den Weg zum Wald ein. Auch das noch. Große Runde. Der Labrador ist aus dem Häuschen.

Mir bleibt wohl nichts Anderes übrig. Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Es macht Klick und meine Freundin darf freilaufen. Dann macht es nochmal Klick und meine Flexileine ist lang gestellt. 8 meter Freiheit. Keinen Zentimeter mehr. Die Frau traut mir immer noch nicht. Sie scheint heute Morgen besonders ausgeruht und legt ein beachtliches Tempo vor. Es bleibt kaum Zeit für meine Lieblingsbeschäftigung. Hier eine Hasenspur und dort das Pipi von Lotte. Dort drüben der Haufen von Arco und etwas weiter hinten ein Apfelpietsch. Zack…zumindest den 10 Tage alten, abgekauten Apfel habe ich erwischt. Köstlich. Endlich lässt zumindest der Regen etwas nach und die Sonne blinzelt hier und da zwischen den Baumwipfeln.

Ich versuch`s jetzt auf die „der Beagle ist gut erzogen“ Tour. Ich laufe direkt neben Frauchen, lächele und schaue sie unentwegt an. Meinem Blick kann sie nie widerstehen und greift sofort in die Tasche. Schon fliegt ein Leckerchen. Toll! So macht der Spaziergang Spaß.

Doch das Glück währt nur kurz. Da raschelt es im Wald. Im selben Moment kommt mir etwas in die Nase. Alle meine Muskeln spannen sich und ich hetze blindlings los. Ich kreische, doch die Frau hält mich fest. Mein Gott, was soll das? Kann sie das denn nicht riechen? Ich gebe alles, doch die Frau bleibt hart. Nur schwer kann ich meine Gedanken sammeln. Eiskalt werde ich ignoriert und einfach weiter gezogen. Hey Frau, heute ist Sonntag! Wie wär`s zur Abwechslung mit Vergnügen?

Der Labrador ist natürlich, wie immer, sofort an unserer Seite. Ein Pfiff von Frauchen und sie steht. Sie hat sich stets im Griff. Diese blöde Kuh. Weiß die denn nicht, wieviel Spaß es macht, eine Spur zu verfolgen? Kennt sie denn nicht dieses wunderbare Gefühl?

In der Ferne sehe ich etwas auf dem Weg. Es kommt näher. Schreck lass nach. Ich weiß, was nun folgt. Renate ist auch schon unterwegs und stapft uns zielsicher entgegen. Hektor ist, wie immer an ihrer Seite. Die Frauen begrüßen sich und haben sich viel zu erzählen. Ich verstehe das nicht. Was kann schon wichtiges passiert sein? Mir ist langweilig und mir ist kalt. Ich zittere, während Hektor ein wildes Laufspiel mit der großen Braunen hinlegt. Hey Frau, ich friere, habe Hunger und bin müde. Vielleicht sollte ich Renate einfach mal ans Bein pinkeln?

Endlich geht es weiter. Ich suche ein Plätzchen für das große Geschäft. Gut Ding will Weile haben. Dort hinten vielleicht, da sieht es nett aus.

Wir sind wieder Zuhause. Frauchen holt ein Handtuch und rubbelt mich ab. Das tut gut und ich genieße. Endlich wieder trocken und warm. Jetzt kommt das beste am Tag. Wir bekommen Frühstück. Wie immer zu wenig. Davon kann ein Beagle doch nicht leben. Kann ich nicht doch ein bisschen vom Brötchen abbekommen? Vielleicht mit Käse oder sogar einem Ei?

Nein. Die Frau besteht darauf, dass ich nun weiterschlafe und in meinem Körbchen bleibe. Na toll. Jetzt bin ich wach. Die Braune liegt beispielhaft auf Ihrem Kissen. Okay, ist ja schon gut. Ich schlafe und träume von Hasen, Dönern und Brötchen.

Irgendwann wird mein großer Moment kommen. Dann werde ich erbarmungslos zuschlagen. Macht euch auf was gefasst.

 

Diktiert von Monti, dem Beagle -

geschrieben von Marion Lindhof, seit 13 Jahren! Frauchen von Monti

Wort Power!