Bissiger Hund zeigt Zähne

Warum beißen Hunde?

Dafür gibt es keine allgemeingültige Erklärung. Ein Hund ist weder gut noch schlecht. Er ist einfach ein Hund. Er hat Zähne und wenn er es nicht anders gelernt hat, wird er diese auch einsetzen.

Die Aggression kann sich gegen Artgenossen, Wild und andere Haustiere aber auch gegen Menschen und sogar Frauchen und Herrchen richten.

Fangen wir einmal ganz von vorn, mit dem Kauf eines Hundes, an.

Der Mensch wünscht sich einen Hund. Er kann an nichts anderes mehr denken und hat ein bestimmtes Bild im Kopf. Das äußere Erscheinungsbild, die Farbe und Größe spielen bei der Kaufentscheidung eine wesentliche Rolle. Oft werden erst danach Rassemerkmale und Charakteristika studiert, wenn überhaupt. Soll es ein Welpe sein oder doch lieber ein Hund aus dem Tierschutz? Wie groß ist das zur Verfügung stehende Budget?

Welpen

Auf jeden Fall haben wohl die meisten Menschen das Bild vom treuen Begleiter oder Joggingpartner im Kopf. Ein Hund, der immer an unserer Seite ist, treu, lieb und ergeben. Ein Hund, der immer gut gelaunt ist und uns auf allen unseren Wegen unauffällig folgt. Natürlich soll er uns auch beschützen. Mit einem Hund an unserer Seite kann uns nichts mehr passieren. Er verschreckt sowohl Einbrecher als auch aufdringliche Passanten.

In Serien und Filmen spielen sich Hunde schneller in die Herzen der Zuschauer als ihre menschlichen Kollegen. Sie sind einfach so süß, verstehen jedes Wort, denken vorausschauend und können sogar unsere Gedanken lesen. Wer kennt sie nicht? Lassie, Kommissar Rex, 101 Dalmatiner und viele andere tierische Freunde. Im Film war nie etwas von Erziehung zu sehen. Die Hunde erledigten ihre Aufgaben wie durch Zauberei, ganz von allein.

Erziehung

Nun ist schon das erste entscheidende Wort gefallen: Erziehung! Doch viel wichtiger als Erziehung ist die Beziehung zu unserem Vierbeiner.

Doch bleiben wir vorerst beim Kauf. Viele Hundeschulen bieten Beratungen vor dem Kauf eines Hundes an. Statistiken zeigen jedoch, dass die wenigsten Menschen diesen Service in Anspruch nehmen. Gerade Besitzer von Ersthunden haben ein genaues Bild ihres zukünftigen Hausgenossen im Kopf. Leider wird dabei oft vergessen, dass die meisten Hunde keine reinen Familienhunde, sondern eher Spezialisten für bestimmte Aufgabengebiete sind. Sie jagen, wachen, beschützen und hüten aus Leidenschaft und weil es ihnen so angezüchtet wurde. Das macht die Erziehung nicht gerade einfach und was bei dem einen den Ehrgeiz weckt, wird den anderen resignieren lassen.

Der kleine Welpe ist endlich Zuhause eingezogen. Er ist so süß und unschuldig, dass Mensch ihm keinen Wunsch verwehren kann. Wir können unsere Augen nur schwer von ihm abwenden. Wenn er uns anstupst, reagieren wir sofort und knuddeln ihn. Schließlich wollen wir nicht, dass er sich langweilt. Der drollige Kleine lernt schnell, dass er im Mittelpunkt steht und wohl eine sehr wichtige Rolle im Rudel einnimmt. Doch lernt er keineswegs sich zurückzunehmen oder etwa Frust zu ertragen. Wenn er Hunger hat, bekommt er zu fressen. Wenn er raus möchte, öffnen wir die Terrassentür. Wenn er uns mit seinen kleinen spitzen Zähnchen erwischt, entschuldigen wir das sofort, denn schließlich ist er ja noch so klein. Wenn er beim Gassi gehen den Bello auf der anderen Straßenseite begrüßen möchte, dann freuen wir uns. Das ist doch bestimmt ein Zeichen, dass er alle Hunde liebt und schließlich ist der Kontakt zu Artgenossen sehr wichtig.

Hundeschule

In der Welpen Gruppe wird gerauft und gespielt. Kaum auf dem Hundeplatz angekommen, zieht unser Liebling schon an der Leine und kann es kaum abwarten, dass wir ihn endlich zu den anderen Hunden lassen. Herrlich denken wir uns. Unser neuer Hausgenosse ist äußerst sozial und spielen schult fürs Leben.

Unser Welpe wächst schnell und kommt in die Pubertät. Ist doch klar, dass er nun mit hochgekrempeltem Kragen Moped fahren möchte. Wir entschuldigen das rüpelhafte Verhalten mit den Hormonen und glauben daran, dass sich das ganz von allein wieder legen wird.

Zwei Jahre vergehen wie im Flug. Mittlerweile hat unser Wuffi eine stattliche Größe und wir müssen feststellen, dass das Leben mit Hund ganz schön nervig sein kann. Wenn es nur sein überaus dominanter Geruch wäre, wenn er sich mal wieder in Aas gewälzt hat oder der ein oder andere Floh, der fröhlich auf seinem dichten Fell hüpft, könnten wir noch gut damit umgehen.

bissiger Hund

Doch nein: Bello ist nun erwachsen und weiß genau, was zu tun ist. Er fragt nicht, sondern handelt. Ihm bleibt ja auch gar nichts anderes übrig. Er hat die Führung im Rudel übernommen. Natürlich beherrscht er wichtige Kommandos. Sitz, Platz und Fuß klappt wunderbar – zumindest Zuhause und auf dem Hundeplatz.

Jeder Spaziergang wird mittlerweile zum Spießroutenlauf. Unser Adrenalinspiegel steigt immens, wenn wir Nachbars Lumpi an der nächsten Ecke sehen und unser Bello legt sich so richtig ins Zeug. Schließlich ist er der Chef und ihm gehört die Straße allein. Je unsicherer wir werden und je mehr wir uns für sein unflätiges Benehmen schämen, desto schlimmer wird es. Noch nicht einmal die Leckerlis und sein Lieblingsball helfen.

Bello lässt sich nicht beeinflussen. Wenn wir so richtig Pech haben, können wir keinen Besuch mehr empfangen, ohne unseren Hund vorher in den Keller gesperrt zu haben. Sein Protest wird uns aber immer erreichen. Er lässt sich nichts mehr sagen. Warum sollte er das auch tun? Schließlich wurde er noch nie eingeschränkt und seine Frustrationsgrenze liegt bei null.

Aggressionen

Jetzt wird es schwierig. Der Tyrann bestimmt unser Leben. Am Einfachsten ist es wohl, wenn wir ihn ins Tierheim abschieben.

Der Kauf eines Hundes sollte stets wohl überlegt sein. Nicht jeder Hund passt in jede Familie. Genau wie wir Menschen verlangen verschiedene Rassen unterschiedliche Behandlungen, Beschäftigungen und Charakteristika. Wir sollten vor dem Kauf genau wissen, auf was wir uns einlassen, damit die Beziehung zu unserem Hund nicht in einem Desaster endet.

Oft sind es die unbegrenzten Hunde, die für Schlagzeilen sorgen und uns das Fürchten lehren. Schuldig ist in den meisten Fällen jedoch der Mensch! Der Hund ist einfach nur ein Hund. Natürlich gehören aggressive Eigenschaften genau so zu ihm, wie jagdliche Ambitionen oder Bedürfnisse nach Nähe und Geborgenheit. Wir Menschen sind in der Pflicht uns den hündischen Verhaltensweisen zu stellen und in richtigem Maße damit umzugehen.

Marion Lindhof

Warum beißen Hunde