Gute Vorbilder - schlechte Vorbilder

Hunde sind soziale Lebewesen und lernen in sozialen Kontexten. Sie lernen unter anderem durch Nachahmung oder auch „Lernen am Modell“ genannt.

Sie beobachten und finden schnell sogenannte Vorbilder, an denen sie sich ausrichten. Besonders junge, noch nicht gefestigte Hunde, können vom sozialen Lernen profitieren. Das soziale Lernen geht deutlich schneller als das Lernen durch Einsicht. Die Hunde profitieren von dem Erfahrungsschatz der anderen.

 

 

 

Stimmungsübertragung

Die Stimmungsübertragung gehört ebenfalls zum sozialen Lernen. Ihr habt es bestimmt schon erlebt, dass Eure Hunde unaufmerksam, zappelig und ungeduldig sind, wenn ihr selbst gestresst und nicht bei der Sache seid. Hunde passen sich also, genau wie wir es auch ganz automatisch tun, der Stimmung in ihrer Gemeinschaft an. Dies ist ein möglicher Beleg dafür, dass Hunde uns Menschen gegenüber empathisch sein können. Die Stimmungsübertragung klappt natürlich noch besser von Hund zu Hund.

Einfache und echte Nachahmung

Es wird die einfache von der echten Nachahmung unterschieden.

Bei der einfachen Nachahmung handelt es sich meistens um eine ortsbezogene Verstärkung. Schnüffelt ein Hund zum Beispiel intensiv an einer bestimmten Stelle, begibt sich der Beobachter ebenfalls dorthin, um zu erkunden, was es dort zu schnüffeln gibt. Wälzt sich ein Hund genüsslich, findet er schnell Nachahmer an der gleichen Stelle. Die Handlungen werden oft kopiert, ohne den tieferen Sinn oder das Ziel der Handlung zu verstehen. Manchmal beobachten wir auch in der Pension, dass ein Hund bellt und plötzlich alle anderen einstimmen, obwohl ihnen der Anlass unbekannt ist.

Bei der echten Nachahmung handelt der Beobachter zielgerichtet. Er versteht den Zusammenhang und erhofft sich durch die Nachahmung einen Vorteil.

Hunde lernen am Beispiel von anderen Hunden, vorausgesetzt, sie sind aufmerksam und können stressfrei beobachten. Ich kann es oft bei dem Einüben von bestimmten Signalen beobachten oder auch beim Erlernen von Verhalten. Unser Jungrüde zum Beispiel hat das Longieren im Eiltempo gelernt, weil er der erfahrenen und geschulten Althündin zugeschaut hat. Lehrlinge lernen also von den Meistern. Für die Jagd kann es sinnvoll sein, die Junghunde von erfahrenen Jagdhunden lernen zu lassen.

Schlechte Vorbilder

Viel schneller als gutes Benehmen, schauen sich unsere Hunde jedoch Verhalten ab, mit dem wir weniger konform gehen. Als Beispiele seien hier unerwünschtes Bellen oder Jagen genannt. Auch die Missachtung von Kommandos wird sich schnell abgeschaut. Wenn sich der Althund schon nicht an Frauchen oder Herrchen orientiert oder respektlos ist, wird es schwierig werden, den Junghund von gewünschten Regeln zu überzeugen.

Wenn unser Hund noch nicht sicher im Rückruf ist und sich noch nicht vollständig an uns orientiert, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er sich unerwünschtes Jagen von seinem Kumpel abschaut und wir es dadurch um so schwerer haben, unseren Hund vom Gegenteil zu überzeugen. Auch das Pöbeln an der Leine oder das Pöbeln am Gartenzaun wird natürlich sehr gern abgeschaut. Hier vermischt sich die Stimmungsübertragung mit der Nachahmung.

Kurz gesagt, ist es stets ratsam, unseren noch nicht gefestigten Hund nur mit guten Vorbildern zusammenzuführen und unsere Spaziergänge ebenfalls danach auszurichten.

Herzlichst

Marion